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Ein Sportplatz soll Leben in die HafenCity bringen

Die WELT Pressebeitrag vom 28.09.2017

Von Eva Eusterhus.

Quelle:Bertold Fabricius

Noch ist es eine Brache, wie man sie in so zentrumsnaher Lage wohl nur noch im Oberhafen zu sehen bekommt: Am Ende von Lagerhalle 4 liegt, nur wenige Fußminuten von den Deichtorhallen entfernt, der schmale Streifen Niemandsland. Lediglich die Besucher des Musikklubs „Moloch“ finden den Weg in diese urban-raue Ödnis, um von Freitag bis Sonntag dort zu feiern.

Im Zuge der Sanierungen der benachbarten alten Lagerhallen 2, 3 und 4, die in ein Kreativquartier umgewandelt werden sollen, werden nun auch die Planungen für den östlichen Teil konkret, wie die WELT erfuhr. So soll auf dem Bereich, der sich hinter der Lagerhalle 4 anschließt, ein Sportplatz samt Leichtathletikanlage entstehen. In diesem Zusammenhang will die HafenCity GmbH zudem neue Verbindungen schaffen, um das gesamte Gebiet zugänglicher zu machen.

Lange war unklar, welche Nutzung für den verkehrstechnisch isolierten Bereich des östlichen Zipfels in Frage käme. Zwar sah der Masterplan der HafenCity an dieser Stelle immer schon einen Sportplatz vor, doch krankte das Vorhaben an den altbekannten unwirtlichen Bedingungen: der schlechten Wegeanbindung sowie der regelmäßigen Überflutung bei Hochwasser.

Doch die HafenCity GmbH meint es ernst mit dem Vorhaben, nicht zuletzt auch weil an dieser Stelle jener Sportplatz entstehen soll, für den es im benachbarten Lohsepark in der HafenCity nicht genug Platz gab, da es in der Anlage auch eine Gedenkstätte zu berücksichtigen galt. Damit der Sportpark letztlich auch gelebt wird, nimmt man das Vorhaben zum Anlass, um die Zuwegung in das Quartier neu zu erschließen.

Ein weiterer Zugang zur U-Bahnhaltestelle HafenCity

So soll die Haltestelle HafenCity Universität der U4 einen weiter östlich verlaufenden Eingang bekommen. Von hier aus soll man über einen Tunnel, der unterhalb des Gleisbettes verläuft, am Ende der Lagerhallen 3 und 4 herauskommen, also dort, wo sich in Zukunft gleich linkerhand das Fußballfeld mit den nachgelagerten Leichtathletikanlagen erstrecken soll. Um in diesem Zusammenhang auch endlich den Weg über die Wasserseite zu öffnen, soll an dieser Stelle eine Brücke auf die Seite zum Großmarkt hin führen.

Ursprünglich sollte sie am Anfang der Lagerhalle 4 entstehen. Man verwarf jedoch die Idee, da man dafür den für das Kreativviertel sensiblen vorderen Bereich durch einen Teilabriss der Halle 4 in Kauf hätte nehmen müssen. “WIR ALLE FRAGEN UNS, OB DIE ERRICHTUNG EINES SPORTPLATZES DEN TEILABRISS DER ALTEN LAGERHALLE RECHTFERTIGT”  JÜRGEN CARSTENSEN, Betreiber der Halle 424

Auch wenn die Akzeptanz für das Vorhaben bei den ansässigen Mietern im Oberhafen groß ist, ist man dennoch nicht glücklich über die Planungen. Der Hauptkritikpunkt der Gegner ist, dass für die Sportanlage der hintere Bereich der Lagerhalle 4 doch abgerissen werden muss.

Die Halle, die gut 440 Meter misst, soll für das Vorhaben auf 340 Meter verkürzt werden. „Wir alle fragen uns, ob die Errichtung eines Sportplatzes den Teilabriss der alten Lagerhalle rechtfertigt“, fasst Jürgen Carstensen, Betreiber der Halle 424 und Oberhafen-Pionier der ersten Stunde, die Meinung vieler Gewerbetreibender zusammen. Sie sind der Meinung, dass die Sportanlage hundert Meter weiter nach Osten gerückt werden müsste, um den Lagerhallenkomplex in seiner Gesamtheit zu erhalten. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Areal deutlich erhöht liegen würde, aus Gründen des Hochwasserschutzes, was einen großen Einschnitt für das Quartier bedeute.

Die HafenCity GmbH argumentiert, dass weiter östlich kein Platz für einen Sportplatz sei, und verweist wiederum selbst auf den Hochwasserschutz. Um das Areal davor zu sichern, müsse es auf ein Niveau von 6,50 Metern aufgeschüttet werden. Der Vorplatz, wo der Eingang zur U-Bahn-Haltestelle mündet und der Weg zum Sportzentrum und weiter zur Großmarktbrücke führt, soll auf einem Niveau von 8,70 Metern liegen. Durch Sitzstufenerhöhungen könnte der Komplex an den Vorplatz, der zu den alten Lagerhallen führt, angeglichen werden, so der Geschäftsführer der HafenCity GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg. Er sieht den Oberhafen nicht nur als Ort für Kreative, sondern als urbanes Sportviertel.

Erst im Sommer eröffnete unweit jener Fläche, auf der die Breitensportanlage entstehen soll, in Halle 4, ein Sportzentrum der besonderen Art: „Die Halle“ ist die bundesweit erste überdachte Parkouranlage, die in ihren Studios auch Acro-Yoga, Capoeira- und Movement-Kurse anbietet. Und auch auf der anderen Seite der Gleisanlage, am Baakenhafen, soll es sportlich zugehen: Nach dem Scheitern der Pläne für den Sports Dome befindet sich die HafenCity GmbH in Verhandlungen mit einem anderen großen Fitnessanbieter, der dort vor Anker gehen will.

Die Sportanlage am Oberhafen allerdings soll insbesondere Kindern und Jugendlichen offen stehen. So ist geplant, dass drei umliegende Schulen die Fläche nutzen sollen. Mit Blick auf die Kritik der ansässigen Lagerhallenmieter, die sich um die Ursprünglichkeit des Quartiers sorgen, sagt Bruns-Berentelg: „In unseren Augen ist das eine intelligente Form von Koexistenz.“

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